FREUDENTRÄNEN IN CORONAZEITEN

Ein Jahr stellt Corona nun schon unsere heile Ponywelt auf die Probe. Plötzlich gibt es keinen Alltag mehr. Die vielen Kinder, Eltern, Großeltern und alles, was jede Woche unsere Ställe füllt und ordentlich Leben bringt, fehlt. 35 Schulpferde und Ponies stehen plötzlich ohne Arbeit da. Sie fressen, trinken, gehen auf die Weiden und werden täglich gemistet… Kollegen aus der Landwirtschaft erkläre ich das Gefühl so: „Es ist wie täglich melken, aber keiner holt die Milch ab.“ Chancen, um die Kosten zu minimieren, gibt es kaum. Kurzarbeitergeld für Schulpferde gibt es leider nicht.

Unser großes Glück sind unsere treuen Kunden. Unsere Reitschule feiert im Sommer ihr 10-jähriges Bestehen. Unfassbar viele Familien zahlen treu und ohne zu murren jeden Monat ihren Beitrag weiter. Unser Tierarzt und unser Schmied lassen uns nicht hängen und stehen uns in dieser unwirklichen Zeit treu zur Seite. Und dennoch, mit jedem Monat wird das finanzielle Loch größer. Die Zeit wird einfach zu lang, immer wieder werden doch Beiträge einbehalten, neue Kunden können wir natürlich nicht annehmen und Reitlehrgänge können nicht statt finden. Die gesamte Stimmung ist verunsichert, sehr ruhig und ehrlich gesagt, auch traurig…

Dann klingelt das Telefon und am Apparat ist Tanja von der Kita Bunte Welt aus Kleinjörl. Wehmütig denke ich, wie schön es doch immer ist, wenn Kindergartengruppen unseren Hof besuchen… Aber Tanja möchte nicht den nächsten Gruppenbesuch ankündigen, wie auch, es ist schließlich Corona…, nein sie kommt mit einer Nachricht, die mich sofort zu Tränen rührt.

Die Kita hat an ihrem letzten Weihnachtsbasar Geld eingenommen und möchte es der Reitschule spenden. Ich bin baff! Ich fühle mich allerdings auch etwas schlecht. Das ist doch nicht richtig, wir als Betrieb müssen doch eigentlich die Kita unterstützen… Aber Tanja beschwichtigt mich, wir denken gemeinsam nach, was uns in dieser Zeit helfen kann. Es kommt uns die Idee, etwas Bleibendes soll es sein, etwas was unsere Ver-bundenheit zeigen kann! Etwas das zeigt: „Wir stehen hier in der Region für einander ein.“ Die Kita gestaltet ein Hindernis mit ihrem Logo für unseren Parcours. Der wird uns für Jahre bei der Arbeit unterstützen. All das sind Investitionen, die wohl in der nächsten Zeit nicht häufig stattfinden können.

Es tut so gut zu wissen, dass man selbst in der schwersten Zeit nicht allein dasteht und wir auf unser tolles Umfeld zählen können! Vielen Dank an alle, die uns so unterstützen und es hoffentlich mit ermöglichen, dass hier bald wieder viele Kinder strahlend auf den Pferden sitzen dürfen.

Eure Kirsten